Liebe Schulkinder,
heute hatte ich mal wieder einen Einsatz als erfahrener Hochzeitshund – und das kam so…

Es passierte an einem sonnigen Tag im Sommer. Frauchen lief schon am Morgen ganz aufgeregt herum und packte Taschen, die Herrchen dann zum Auto trug. Auch ich wurde schick gemacht und mein Hundefutter, meine Näpfe und meine Decke wurden für mich eingepackt. Interessiert beobachtete ich das Treiben, bis Frauchen sagt: „Komm, Chaplin, wir fahren zu einer Hochzeitsfeier.“
Das klang interessant! Das Wörtchen ‚Hochzeit‘ kannte ich schon, denn als erfahrener Hund von Welt hatte ich schon die eine oder andere Hochzeitsfeier besucht. Gerne machte ich mich also reisefertig und die Fahrt konnte losgehen.
Während der langen Fahrt von Stuttgart auf die Alb schlief ich die meiste Zeit und träumte schon von einer herrlichen Hochzeitsfeier. Außerdem rief ich mir sicherheitshalber die wichtigsten Benimmregeln für Hochzeitsgäste wieder ins Gedächtnis. Ich nahm mir vor, mich bei der heutigen Hochzeit vorbildlich zu benehmen und gegebenenfalls nochmals alle anderen Hochzeitsgäste auf die Hochzeitsetikette hinzuweisen.
Da mein Magen knurrte und ich wie immer Hunger hatte, schweiften meine Gedanken natürlich als erstes zur Hochzeitstorte. Ich habe schon einige leckere Hochzeitstorten gesehen. Wenn ich nur an diese süße Köstlichkeit dachte, lief mir sogleich das Wasser im Mund zusammen. Aber ein sabbernder Hochzeitshund kommt bei keinem Bräutigam gut an. Man sollte als Hochzeitsgast bei einer fröhlichen Begrüßung des Bräutigams natürlich keine Spuren auf seinem Hochzeitsanzug hinterlassen. Auch wenn man sich als Hochzeitsgast sehr freut, die Braut zu sehen, ist das Anspringen der Braut unerwünscht, weil man unschöne, meist bräunliche Flecken auf ihrem ansonsten strahlend weißen Hochzeitskleid hinterlässt. Aus meinen unzähligen Erfahrungen zum Thema Hochzeitsfoto habe ich gelernt, dass sich Hochzeitsgäste beim Knipsen der Hochzeitsfotos stets vorbildlich positionieren sollten. Gelangweiltes Gähnen oder das Heraushängenlassen einer enorm langen Zunge wirken beim späteren Betrachten der Hochzeitsfotos nicht gerade vorteilhaft neben dem verliebt lächelnden Hochzeitspaar. Auch bei Regenwetter sollte man es am Hochzeitstag vermeiden, sich inmitten einer Hochzeitsgesellschaft so kräftig zu schütteln, dass die Wassertropfen nur so umherspritzen – außer man möchte als einzelner Hochzeitsgast gerne die vorwurfsvollen Blicke der restlichen Hochzeitsgesellschaft auf sich ziehen. Während des anschließenden Hochzeitsessens ist es nicht angebracht, das Essen vom Teller eines anderen Hochzeitsgastes zu klauen, auch wenn es noch so lecker riecht. Mögen die bei jeder Hochzeitsfeier folgenden Hochzeitsreden auch noch so langweilig und langatmig sein, empfehle ich jedem Hochzeitsgast, lautes Schnarchen während der Reden tunlichst zu vermeiden. Dies würde ungeübte Hochzeitsredner irritieren und könnte sie aus dem Konzept bringen – was wiederum nur weitere unnötige zeitliche Verzögerungen der Hochzeitsreden zur Folge hätte. Auch sollte man beim anschließenden Hochzeitstanz auf keinen Fall auf der Tanzfläche herumtörkeln, dem Hochzeitspaar womöglich im Weg stehen und dieses dabei unbeabsichtigt zu Fall bringen. Außerdem sind weitere interessante Hochzeitsbeiträge stets gelassen abzuwarten. Das laute Kommentieren dieser Beiträge, zum Beispiel in Form von Bellen, Jaulen oder Fiepen, scheint auf den meisten Hochzeitsfeiern nicht erwünscht zu sein.

Sollte euch, liebe Schulkinder, bei einer Hochzeitsfeier oder anderen Festivitäten eines der oben beschriebenen Missgeschicke passieren, empfehle ich, sich davon aber auf keinen Fall das Fest vermiesen zu lassen. Viel besser ist es, über Missgeschicke zu lachen, sich zu amüsieren und es beim Feiern ordentlich krachen zu lassen.

In diesem Sinne wünsche ich allen Schulkindern in diesem Schuljahr viele tolle Feste und amüsante Schulfeiern.

Euer Charlie Chaplin

 

 

 

chaplin

Seit 29.09.2016 in Aktuell, Chaplins Kolumne, Kinderseite