Weilimdorf (tom/red). Im dritten und letzten Jahr der Kooperation der Maria Montessori Grundschule Hausen mit dem Stuttgarter Ballett Jung und dem Jungen Ensemble Stuttgart (JES)  beschäftigten sich die 50 beteiligten Jungen und Mädchen im Alter zwischen sechs und acht Jahren mit dem Thema: „Was ist eigentlich typisch für Jungen und was ist typisch für Mädchen?“

 

Beim diesjährigen Projekt der Maria Montessori Grundschule Hausen mit dem Stuttgarter Ballett Jung und dem Jungen Ensemble Stuttgart (JES) stand das Thema „Was ist eigentlich typisch für Jungen und was ist typisch für Mädchen” auf dem Programm. Zu dieser Thematik haben die Kinder ein Tanz- und Theaterstück entwickelt, das sie gleich zwei Mal im JES-Theater Stuttgart zur Aufführung gebracht haben.

 

Genderproblematik

Der Titel  des Theaterstücks „Mit Laserschwert und Spitzenschuh – und raus bist du“ verweist  auch  schon  direkt  auf  die inhaltliche Genderproblematik und die  darin angestellten Überlegungen, was passiert, wenn die Rollen einmal getauscht werden.

 

Schöpfen konnten die Kinder aus den Erfahrungen, die sie beim Besuch des Handlungsballetts „La fille mal gardée” im Großen Haus und beim Theaterstück „Entweder und” im JES sammeln konnten.

 

Viele Alltagsszenen

In dem von den Schülern entwickelten Theaterstück erinnerten dann viele Szenen an Alltagsszenen in der Schule: Jungen möchten nicht neben Mädchen sitzen, eine Gruppe Kinder verschwört sich gegen eine andere Gruppe, Tränen fließen, Versöhnungen werden gefeiert, neue Freundschaften – auch zwischen Jungen und Mädchen – werden geschlossen,  über die Zukunft wird nachgedacht („Was will ich später einmal werden?“) und dergleichen mehr.

Dass die Ideen der Kinder sprachlich und tänzerisch so treffend zum Ausdruck kamen, lag an der gründlichen Vorbereitung durch die Experten Katharina Helene Kluge (Tanzpädagogin und Leiterin der Tanzvermittlung des Stuttgarter Balletts Jung) und Tobias Metz (Theaterpädagoge und Leiter der theaterpädagogischen Abteilung an der württembergischen Landesbühne Esslingen). Tatkräftige Unterstützung erhielten die beiden Tanz- und Theaterpädagogen dabei von den Klassenlehrerinnen und pädagogischen Fachkräften der beiden beteiligten Klassen (Lena Weinmann und Rolf Haller, Sonja Schultz und Nathalie Khan).

 

Intensive Vorbereitung

Das ganze vergangene Schuljahr über arbeiteten die Pädagoginnen und Pädagogen mit den Kindern für die zwei Aufführungen intensiv und zwar immer am Dienstagvormittag, während der regulären Unterrichtszeit. Dabei war sicherlich der Weg, also die Probezeit an sich, für die Kinder der eigentliche zentrale Lern- und Entwicklungsgewinn.

 

Basierend auf dieser intensiven Vorbereitungs- und Übungszeit, zeigten alle Kinder auf der Bühne große Präsenz und Selbstsicherheit. Viele Impulse aus dem zuvor gesehenen Ballett und dem Schauspiel  bauten die Kinder auch in ihre Darbietung mit ein, so zum Beispiel das Tanzen und Agieren mit bunten Bändern.

 

Stolz waren alle Kinder besonders auch auf die T-Shirts, die eigens für die Theaterproduktion für sie angefertigt wurden. „Wie schon so oft bei ähnlichen Projekten, bewiesen besonders auch die Kinder höchste Professionalität und ungeahnte Begabungen, die sonst im Schul- und Unterrichtsalltag eher unauffällig im Hintergrund blieben”, stellten die beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen einstimmig fest. Schön auch, dass sich Kinder asylsuchender Familien so mühelos in das Projekt eingliedern ließen und sowohl mit ihrem Rhythmusgefühl als auch mit ihren neu gewonnenen deutschen Sprachkenntnissen überzeugten.

 

Wichtige Projekte

Umso wichtiger sind Projekte und Produktionen dieser Art, denn sie fördern die Kinder intensiv in vielen verschiedenen Bereichen und stärken sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Das Einbetten künstlerisch-kultureller Projekte in den Unterricht selbst, ist an vielen Schulen noch ein Novum, soll sich aber nach Willen des Kultusministeriums und der Karl-Schlecht-Stiftung bald ändern.

 

Die Rektorin der Maria-Montessori Grundschule in Hausen, Angelika Müller-Zastrau, ist sehr beeindruckt von der mehrjährigen, sehr erfolgreichen, künstlerischen Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Ballett Jung und dem JES. „Die Kinder wurden einfühlsam an Probleme der Zeit herangeführt. Im ersten Jahr thematisierte Sonja Santiago vom Stuttgarter Ballett Jung den Begriff Heimat und was Kinder, besonders auch Kinder Asylsuchender, brauchen, um sich irgendwo auf der Welt heimisch zu fühlen und zeigte das Ergebnis in einer bemerkenswerten Aufführung im Kammertheater. Im zweiten Jahr beschäftigten sich die Kinder mit dem Begriff Nesu’ah (das ist Hausen rückwärts gesprochen und bedeutet auf Hebräisch „die Gereiste“. Aus Nesu’ah wurde nach dem Willen der beteiligten Kinder „NeSCHUH’ah“, die Drachenfrau mit einem ausgeprägten Schuhtick und einer eindrucksvollen Geschichte, die sie auch im JES zur Aufführung brachten. Und auch beim letzten Stück bewiesen die Kinder wieder, dass  sie Problemstellungen in einen neuen Gesamtkontext stellen und auf der Bühne sicher und eindrucksvoll präsentieren können!“

 

Möglich wurde die mehrjährige künstlerische Zusammenarbeit mit Ballett und Theater mit den Aufführungen im Kammertheater und dem JES nur dank der großzügigen Unterstützung der Karl-Schlecht-Stiftung im Rahmen der Kulturschule 2020 und den Geldern aus dem Innova­tionsfonds „Zukunft der Jugend”, merkte die Schulleiterin noch an. „Schön wäre es, wenn solche Projekte eines Tages ganz selbstverständlich zum Schulalltag gehören könnten.“

 

Zirkus kommt als nächstes

Etwas wehmütig sind die Kinder und alle Beteiligten schon, dass die erfolgreiche Kooperation mit dieser Kunstszene nun zunächst einmal beendet ist. „Es muss ja kein Ende für immer sein“, meint Nicole Loesaus, die Leiterin des Stuttgarter Balletts Jung schmunzelnd und deutet damit an, dass sie sich eine Fortsetzung der gelungenen und harmonischen  Zusammenarbeit mit der Maria Montessori Grundschule Hausen in naher oder etwas entfernterer Zukunft  durchaus vorstellen kann. Bis dahin wird es an der Maria Montessori Grundschule Hausen bestimmt nicht langweilig, denn ein  neues Projekt, eine Kooperation mit dem Zirkus Piccolo

In und um Weilimdorf vom 07.09.2018, Text: Uwe Tommasi, Fotos: mmgh

   

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