Hausen Ein Gedächtnistrainer hat mit den Mädchen und Buben der Maria-Montessori-Grundschule geübt.

Von Petra Mostbacher-Dix

Zehn Gegenstände in sechs Minuten merken? Manche der Dritt- und Viertklässler der Maria-Montessori-Grundschule in Hausen staunen, was ihnen Gregor Staub da erzählt. Der Gedächtnistrainer und „Lernphilosoph“ ist zu Gast mit seiner Mega Memory-Methode – und er schafft es wirklich, in kurzer Zeit auch die Kinder, die zunächst unruhig waren, für die „Magie des Lernens“ zu begeistern. Das beginnt schon mit seiner ersten Übung.

Staub gibt vor, seine Frau hätte bei ihm telefonisch eine Einkaufsliste in Auftrag gegeben. Nun gilt es, auf die Schnelle zehn Lebensmittel in den grauen Zellen einzuspeichern. Die Kinder helfen mit. „Sechs Eier? Die packe ich mir in die Schuhe, das macht dann so“, der Schweizer gibt matschige Geräusche von sich, während die Mädchen und Buben lachen. Den Salat lässt er auf den Knien wachsen, die Tomaten kommen in die Hosentasche „grtsch“ – und der Zucker in den Bauchnabel, der dort kratzt. Mit dem Mehl pudert er sich das Hemd, die Karotte hängt an der Krawatte, der Pfeffer bitzelt auf der Zunge und die Kartoffeln wachsen im Acker des Genicks. Und plötzlich schweben lauter Bilder in der Luft inklusive Geräusche, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

Keine zwei Minuten dauert es, bis die Kinder begeistert die Einkäufe wiederholen – ohne sie im üblichen Sinne auswendig gelernt zu haben. „Es sind nicht nur die Bilder“, erklärt Gregor Staub. „Es geht auch um die Logik, das Verknüpfen mit dem Ort, wo ich etwas hingetan habe.“ Dinge, die man nicht logisch ablege und verstehe, die seien kaum im Kopf zu behalten. „Daher ist das mit der Grammatik manchmal schwer“, so Staub und erklärt, wie sich die Meister der Technik Hunderte von Dingen merken können. „Sie füllen den Raum damit.“

Dass dies funktioniert, zeigt sich denn auch bei zehn Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. So mancher der Grundschüler mag deren Namen davor nie gehört haben, und doch können sie diese plötzlich chronologisch aufzählen. Bis auf den jetzigen und seinen Vorgänger! „Obama ist bekannt – und nun ist einer im Amt, der es nicht verdient hat“, sagt Staub und schmunzelt, bevor er auf das Flipchart haut und sagt es sei aus Eisen. Ach ja, Eisenhower. Kennedy ist nebenan, nämlich der Stift auf dem Board daneben, der mit dem bayerischen „Kenn i di?“ verknüpft wird. Johnson wiederum steckt im Bild von Johnny Depp, der als Captain Jack Sparrow in der Karibik auf der Brücke seines Schiffs steht – samt Sohn, John-Sohn eben. Für Nixon schwimmen lauter Nixen auf dem Fenster – und plötzlich sind die Punkte in einem Klebebild fort, klar, Präsident Ford. Für Carter steht wiederum ein Kater Pate, der sich eingerollt im Spiegel betrachtet. Und bei Reagan regnet es vom Regal.

Das Mega-Memory schlägt so ein, dass die Schüler die fünf Chancen gar nicht brauchen, die Staub ihnen gibt, um die jeweiligen Aufgaben zu üben. Um zu wiederholen, bittet er die Kinder, sich gegenseitig die stets in Geschichten verpackten Dinge zu erzählen, ob das nun die Bundesländer sind oder wie man Rhythmik schreibt. „Ich freue mich über jeden Fehler, weil ich ihn verbessern kann, und wenn ich es richtig habe, umso besser. Ich freue mich also doppelt beim Lernen“, muntert er die Acht- bis Zehnjährigen auf.

Das gilt auch für Mathe. Methoden und andere Tipps zur Merkfähigkeit lernen am Nachmittag die Lehrer von ihm, am Abend sind die Eltern dran. Die zahlen dann allerdings Eintritt, das Seminar will ja finanziert sein. „Die Schule bekommt es gratis“, so Staub, der als Geschenk eine DVD mit seinen Übungen dabei hat. „Ich will Lehrkräfte so firm machen, dass sie selbstständig mit den Kindern weitermachen können.“ Er gehe zum größten Teil in Schulen, so der Gedächtnistrainer, der in Thailand lebt und schon allerlei Manager, Stars, aber auch Studierende und Angestellte in Sachen Gedächtnis fit gemacht hat.

Nach Hausen holte ihn der Förderkreis der Maria-Montessori-Grundschule. Rektorin Angelika Müller-Zastrau ist begeistert: „Ich kenne Gregor Staub schon lange, von einem Vortrag in einer Bank. Wir sind eine Brennpunktschule, was er mit den Kindern da geschafft hat, ist unglaublich.“ Auch Lehrerin Lisa Palz bestätigt: „Klasse! So habe ich unsere Dritt- und Viertklässler noch nicht erlebt.“

Beilage der Stuttgarter Zeitung / Nord-Rundschau vom Montag, 4.MÄRZ 2019, Text und Foto con Petra Mostbacher-Dix

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