Thunfischdose oder Kunstobjekt?

Mit dieser Fragestellung könnte man die Diskussion umschreiben, die um den Neubau der Maria-Montessori-Grundschule in Stuttgart-Hausen entbrannt ist.
Hintergrund der Meinungsverschiedenheit ist die Farbgebung des Schulgebäudes.

Während die Fassade des Altbaus bisher in einem hellen Beigeton gestrichen war, erstrahlt der Neubau in Ultramarinblau. Dieser Blauton, der im genormten Farbenkatalog die Bezeichnung RAL 5002 trägt, wurde bereits am Altbau als Farbe für die Fensterrahmen verwendet.

Eben dieser Farbton, in dem auch die Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks lackiert sind, ist nun für einige Bürger zum Stein des Anstoßes geworden. Etwa fünfzig Anwohner rund um den Fasanenplatz haben sich zusammengeschlossen, da sie der Meinung sind, dass das Gebäude durch diese Farbgebung zu einem Fremdkörper in der Hausener Bebauung wird. Auch bei den Schulkindern ist die Farbe bisher nicht unumstritten. Ein Schüler der MMGH meinte gegenüber einer Lehrkraft, dass ihn der Neubau farblich an die Thunfischdosen, die seine Mutter immer kauft, erinnert.

Um die Gründe für die Farbwahl zu erläutern und um die Wogen zu glätten, fand kurz vor den Weihnachtsferien eine Informationsveranstaltung auf dem Gelände des Neubaus statt. Um möglichst alle Fragen umfassend beantworten zu können, waren neben den beiden Architekten Tobias Hegemann und Chiara Baccarini auch die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Frau Ulrike Zich und die Rektorin der MMGH, Frau Dr. Angelika Müller-Zastrau, anwesend. Die Vertreter des Hochbauamtes und des Schulverwaltungsamtes hatten eingeladen und standen ebenfalls für Fragen zur Verfügung.

Architekt Tobias Hegemann vom Architekturbüro bureauhub, welches das Gebäude und seine Farbgestaltung entworfen hat, eröffnete die Veranstaltung. Zu Beginn bat er darum, dass Gebäude und seine Farbe noch nicht endgültig zu beurteilen. Durch die noch nicht existierenden Außenanlagen und das noch vorhandene Baugerüst würde der Eindruck verfälscht und man solle mit einer Bewertung warten, bis alle Arbeiten beendet seien.
Anschließend erläuterte er, wie es zu der Wahl der Außenfarbe und der Art des Verputzes kam. Sowohl das Ultramarinblau, als auch die in den Putz eingearbeiteten Symbole sind direkt aus der Montessori-Pädagogik übernommen. Die Farben Blau und Rot sowie die in den Verputz eingearbeiteten geometrischen Figuren sind Lernmaterialen aus dem von Maria Montessori entwickelten pädagogischen Bildungskonzept. Dieses Konzept sieht unter anderem vor, dass die Beschäftigung der Kinder mit Kunst und Skulpturen, und damit mit dem Leben bekannter Künstler, für eine Vielzahl von Sprechanlässen sorgt und damit auch den Wortschatz erweitert.

Die beiden Architekten Baccarini und Hegemann erklärten weiter, dass die Grundidee der Montessori-Pädagogik, die Aufforderung „Hilf mir, es selbst zu tun“, im Inneren des Schulgebäudes fortgeführt wird. Während die intensive blaue Außenfarbe extrovertiert wirken soll, ist der Innenraum, introvertiert orientiert, vollständig in gedecktem Weiß gehalten. Sämtliche farblichen Akzente sollen durch die Schüler gesetzt werden. Ihre Kleidung, ihre Bilder und ihre Bastelarbeiten sollen die Flure und Räume mit Leben und Farbe ausfüllen. Die Übergangsbereiche zwischen Innen und Außen, also die Durchbrüche für Fenster und Türen und die Fluchttreppe, sind in einem Beigeton gehalten. Dieser Farbton soll auch als Vermittler zwischen den außen aufgebrachten Symbolen der Montessori-Pädagogik und der im Inneren vermittelten Lehre von Maria Montessori dienen.

 

Abschließend erklärte Tobias Hegemann von bureauhub, dass sich der Farbton und die Intensität der Farbe je nach Sonneneinstrahlung und Tageszeit ständig verändern würde, das Gebäude also nie „nur dunkel“ wäre.

Die Ausführungen der beiden Architekten konnten die anwesenden Anwohner, die inzwischen eine Befragung hinsichtlich der Farbe und Ausführung des Neubaus im Stadtteil gestartet haben, aber (noch) nicht überzeugen. Sie argumentierten, dass es sich bei dem Ultramarinblau um eine völlig fremde Farbe im Stadtteil handeln würde und diese nicht zur vorhandenen Bebauung passen würde. Sie bezeichnen das Gebäude als „dunklen Klotz“ der nicht nach Hausen passt und bedrückend auf die Anwohner und auch die Schüler wirken würde.

Zu diesen Vorwürfen erinnerte die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich an die öffentliche Präsentation des Bauvorhabens im Stadtteil, bei der das Projekt, wie vorgestellt, akzeptiert wurde. Sie betonte, dass man den Neubau der Schule nicht nur auf seine Farbe reduzieren dürfe. Weiterhin führte sie aus, dass gerade öffentliche Gebäude sich von der Monotonie der Wohnbebauung
absetzen dürfen und damit städtebauliche Akzente setzen können und sollen.

Sie erinnerte auch daran, dass von der Hausener Bevölkerung schon früher der Vorwurf gekommen sei, der kleinste Stadtteil des Stadtbezirks würde stiefmütterlich behandelt und müsste hintenanstehen. Jetzt würde ein teures Neubau-Projekt mit einer besonderen Gestaltung mit künstlerischem Anspruch realisiert und nun werde auch dies kritisiert.

Bezugnehmend auf die enge Verknüpfung der Montessori-Pädagogik mit Kunst und Künstlern wies Zich dann auf den Monochrom-Künstler Yves Klein hin. Dieser erschuf 1960 das Gemälde „ANT 130“ welches zwar nicht in der Form aber in der Farbe enge Parallelen mit dem neuen Schulgebäude aufweist.

Für Yves Klein verkörperte das von ihm verwendete Blau, das dem Farbton der Schule entspricht, als „das Undefinierbare und die Unendlichkeit des Raumes“. Das Blau ermögliche „reines Gefühl und reines Sehen“, so Yves Klein weiter. Diese von dem Monochrom-Maler verwendeten Metaphern beeinflussten auch die beiden Architekten Baccarini und Hegemann bei der Auswahl der Farben für das Schulgebäude. Das „Yves Klein Blue“ soll die Freiheit und die Offenheit symbolisieren, mit dem die Schüler der Montessori-Grundschüler an ihre Aufgaben herangehen sollen. Zich meinte abschließend scherzhaft, dass man die Schule, hätte sie nicht schon einen einprägsamen und zur Pädagogik passenden Namen, auch Yves-Klein-Schule nennen könne.

Um die Akzeptanz für das Gebäude und seine Farbe zu erhöhen und Kritiker überzeugen zu können wurde beschlossen, dass das Architekturbüro bureauhub einen Flyer erstellt. In diesem sollen ausführlich die Gründe dargestellt werden, die zur Gestaltung des Neubaus der Maria-Montessori-Grundschule in Hausen führten. Damit dürfte dann auch die in der Überschrift gestellte Frage eine eindeutige Antwort erhalten.

Anschließend erläuterte er, wie es zu der Wahl der Außenfarbe und der Art des Verputzes kam. Sowohl das Ultramarinblau, als auch die in den Putz eingearbeiteten Symbole sind direkt aus der Montessori-Pädagogik übernommen. Die Farben Blau und Rot sowie die in den Verputz eingearbeiteten geometrischen Figuren sind Lernmaterialen aus dem von Maria Montessori entwickelten pädagogischen Bildungskonzept. Dieses Konzept sieht unter anderem vor, dass die Beschäftigung der Kinder mit Kunst und Skulpturen, und damit mit dem Leben bekannter Künstler, für eine Vielzahl von Sprechanlässen sorgt und damit auch den Wortschatz erweitert.

Die beiden Architekten Baccarini und Hegemann erklärten weiter, dass die Grundidee der Montessori-Pädagogik, die Aufforderung „Hilf mir, es selbst zu tun“, im Inneren des Schulgebäudes fortgeführt wird. Während die intensive blaue Außenfarbe extrovertiert wirken soll, ist der Innenraum, introvertiert orientiert, vollständig in gedecktem Weiß gehalten. Sämtliche farblichen Akzente sollen durch die Schüler gesetzt werden. Ihre Kleidung, ihre Bilder und ihre Bastelarbeiten sollen die Flure und Räume mit Leben und Farbe ausfüllen. Die Übergangsbereiche zwischen Innen und Außen, also die Durchbrüche für Fenster und Türen und die Fluchttreppe, sind in einem Beigeton gehalten. Dieser Farbton soll auch als Vermittler zwischen den außen aufgebrachten Symbolen der Montessori-Pädagogik und der im Inneren vermittelten Lehre von Maria Montessori dienen.

Abschließend erklärte Tobias Hegemann von bureauhub, dass sich der Farbton und die Intensität der Farbe je nach Sonneneinstrahlung und Tageszeit ständig verändern würde, das Gebäude also nie „nur dunkel“ wäre.

Die Ausführungen der beiden Architekten konnten die anwesenden Anwohner, die inzwischen eine Befragung hinsichtlich der Farbe und Ausführung des Neubaus im Stadtteil gestartet haben, aber (noch) nicht überzeugen. Sie argumentierten, dass es sich bei dem Ultramarinblau um eine völlig fremde Farbe im Stadtteil handeln würde und diese nicht zur vorhandenen Bebauung passen würde. Sie bezeichnen das Gebäude als „dunklen Klotz“ der nicht nach Hausen passt und bedrückend auf die Anwohner und auch die Schüler wirken würde.

Zu diesen Vorwürfen erinnerte die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich an die öffentliche Präsentation des Bauvorhabens im Stadtteil, bei der das Projekt, wie vorgestellt, akzeptiert wurde. Sie betonte, dass man den Neubau der Schule nicht nur auf seine Farbe reduzieren dürfe. Weiterhin führte sie aus, dass gerade öffentliche Gebäude sich von der Monotonie der Wohnbebauung absetzen dürfen und damit städtebauliche Akzente setzen können und sollen. Sie erinnerte auch daran, dass von der Hausener Bevölkerung schon früher der Vorwurf gekommen sei, der kleinste Stadtteil des Stadtbezirks würde stiefmütterlich behandelt und müsste hintenanstehen. Jetzt würde ein teures Neubau-Projekt mit einer besonderen Gestaltung mit künstlerischem Anspruch realisiert und nun werde auch dies kritisiert.

Bezugnehmend auf die enge Verknüpfung der Montessori-Pädagogik mit Kunst und Künstlern wies Zich dann auf den Monochrom-Künstler Yves Klein hin. Dieser erschuf 1960 das Gemälde „ANT 130“ welches zwar nicht in der Form aber in der Farbe enge Parallelen mit dem neuen Schulgebäude aufweist.

Für Yves Klein verkörperte das von ihm verwendete Blau, das dem Farbton der Schule entspricht, als „das Undefinierbare und die Unendlichkeit des Raumes“. Das Blau ermögliche „reines Gefühl und reines Sehen“, so Yves Klein weiter. Diese von dem Monochrom-Maler verwendeten Metaphern beeinflussten auch die beiden Architekten Baccarini und Hegemann bei der Auswahl der Farben für das Schulgebäude. Das „Yves Klein Blue“ soll die Freiheit und die Offenheit symbolisieren, mit dem die Schüler der Montessori-Grundschüler an ihre Aufgaben herangehen sollen. Zich meinte abschließend scherzhaft, dass man die Schule, hätte sie nicht schon einen einprägsamen und zur Pädagogik passenden Namen, auch Yves-Klein-Schule nennen könne.

Um die Akzeptanz für das Gebäude und seine Farbe zu erhöhen und Kritiker überzeugen zu können wurde beschlossen, dass das Architekturbüro bureauhub einen Flyer erstellt. In diesem sollen ausführlich die Gründe dargestellt werden, die zur Gestaltung des Neubaus der Maria-Montessori-Grundschule in Hausen führten. Damit dürfte dann auch die in der Überschrift gestellte Frage eine eindeutige Antwort erhalten

Andreas Rometsch

Siehe auch Artikel in ‚In und um Weilimdorf‘ vom 21.01.2022

Seit 29.12.2021 in Aktuell, Presse