Einen super Abschied bescherten Schüler, Lehrer und pädagogische Fachkräfte der Maria Montessori Grundschule Hausen (MMGH) ihrer Schulleiterin Angelika Müller-Zastrau im Rahmen der Jubi­läumsveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen der Schule in Hausen.

Zu Beginn der Feier begrüßten die Klassenlehrerinnen Rahel Ruf und Wiebke Schönfeld die zahlreichen Gäste. Zu diesen zählten nicht nur die Schulgemeinschaft der MMGH, auch Vertreter der Hausener Kindergärten und Weilimdorfer Schulen waren gekommen, ebenso wie die Familie und Freunde von Angelika Müller-Zastrau.

Reise mit der Zeitmaschine

Nach einem musikalischen Intro, in dem der Klassiker „Über sieben Brücken musst Du gehen“ neu interpretiert wurde, überraschten Schüler und Lehrer ihre Rektorin mit einem selbst geschriebenen Theaterstück. Die Klassensprecher der acht Klassen luden ihre scheidende Schulleiterin ein, „Die Zeitreise unserer Superrektorin“ von ihrem Logenplatz aus zu begleiten.

Die silbern glitzernde Zeitmaschine katapultierte die Rektorin und die Zuschauer zu Beginn zurück ins Jahr 1997, dem Jahr der Schuleröffnung. Dort trafen die Zeitreisesenden neben dem damaligen Schulrat Kuhnle und dem Leiter des angrenzenden Jugendhauses, Volker Rösch, auch auf die ganze Schülerschar. Allerdings bestand die „Schar“ am Tag der Schuleröffnung aus ganzen drei Schülern! Doch auch nur diese drei Schüler wurden schon nach dem Schulmotto „Der Weg, auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche, wie der Weg, auf dem die Starken sich vervollkommnen“ unterrichtet. Dieses Zitat der Namensgeberin der Schule, Dr. Maria Montessori, wird somit seit einem Vierteljahrhundert an der MMGH gelebt und gelehrt.

Schon ging die Reise mit der Zeitmaschine weiter in Richtung Zukunft. Zwei Jahre nach der Eröffnung, also 1999, war die Zahl der menschlichen Schulbesucher auf rund 140 Kinder angewachsenen. Zudem gab es auch tierische Angehörige der Schulgemeinschaft. Neben Hühnern und Kaninchen auch Fische und Meerschweinchen. Sie alle waren Teil der tiergestützten Pädagogik, deren Sinn darin liegt, die Kinder dazu zu bringen, pflichtbewusst mit Tieren umzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Dieses Konzept wurde im Laufe der Jahre mit den drei Schulhunden Ben, Chaplin und Nala erweitert und vertieft. Ben, der Labrador von Angelika Müller-Zastrau, wurde sogar der Hauptprotagonist eines von seiner Besitzerin verfassten Buches, „Ben, die Geschichte eines Schulhundes“.

In den Jahren nach der Jahrtausendwende stieg die Schülerzahl beständig auf ihre jetzige Größe von rund 180 Kindern an. Die Zeitmaschine flog an dieser Entwicklung vorbei und landete im Jahr 2015, in dem die MMGH zur Kulturschule ernannt wurde. Dieses Modellprojekt des Kultusministeriums und der Karl Schlecht Stiftung hat das Ziel, die kulturelle Bildung an Schulen im regulären Unterrichtsangebot zu stärken. Neben diversen kleineren Projekten entstand in dieser Zeit auch Nesu’ah, eine Mischung aus Tanz, Musik, Theater und Kunst. Höhepunkt von Nesu’ah waren zwei Aufführungen im JES-Theater in Stuttgart. Der nächste Zeitsprung ging ins Schuljahr 2016/2017. Hier wurde die MMGH zur Ganztagesschule.

Schließlich flog die Zeitmaschine in die Gegenwart. Dieses Jahr, wie auch die beiden vorhergehenden, war von Schlagworten wie Virus, Notbetreuung, Desinfektionsmittel und Maske geprägt. All dies hatte einschneidende Auswirkung auf den Schulbetrieb und das, nur noch eingeschränkt mögliche, Miteinander der Schulgemeinschaft. Es wurde aber hervorgehoben, dass die Schule, unter der Leitung von Angelika Müller-Zastrau, das Beste aus der belastenden Situation gemacht hat und die Schüler gut durch die Pandemie gebracht wurden. Der Ausblick in die Zukunft war hoffnungsvoll und zuversichtlich, insbesondere geprägt durch die bevorstehende Fertigstellung des neuen Schulgebäudes.

Start auf einer Baustelle

Anschließend hatte Bezirksvorsteherin Ulrike Zich das Wort. Sie lobte die Kinder und Lehrer für eine „Super Show“ die sie mit ihrem Theaterstück geboten hätten. Die darin vorgetragenen Lieder hätten sie in eine „fantastische Stimmung“ versetzt. Die Bezirksvorsteherin bezeichnete es als Ironie des Schicksals, dass der Beginn von Angelika Müller-Zastraus Zeit an der MMGH von einer Baustelle geprägt war und sie ihren Abschied jetzt wieder auf einer Baustelle begehen müsse. Müller-Zastrau habe sich aber weder von der ersten noch von der zweiten Baustelle unterkriegen lassen. Sie habe 1997 von Beginn an das Montessori-Konzept fest im Stadtbezirk verankert. Dies sei nicht einfach gewesen, da sie parallel dazu die vorhandene und die neu zugezogene Bevölkerung im Stadtteil zusammenführen musste. Eine große Hilfe sei ihr dabei Volker Rösch, Leiter des benachbarten Jugendhauses, gewesen. Die Bezirksvorsteherin führte weiter aus, dass es für Müller-Zastrau die Worte „Es geht nicht“ weder gab noch gibt. Sie habe durch unendlich viel Kreativität die Schule zu dem gemacht, was sie heute sei. Müller-Zastrau sein ein großes Vorbild für viele andere und habe die MMGH zu einem Qualitätssiegel gemacht. Bezirksvorsteherin Zich betonte, dass sie, die Schüler und Lehrer und der Stadtbezirk tief in der Schuld von Angelika Müller-Zastrau stehen würden und dankte ihr vielmals für alles, was sie für die Schule und die Schulgemeinschaft bewegt und initiiert hat. Ihre Rede beendete Ulrike Zich mit einer, augenzwinkernden, Entschuldigung an Ben, den Schulhund. Sie habe völlig vergessen, dass er heute auch in den Ruhestand gehe und daher leider kein Abschiedsleckerli für ihn besorgt.

Innovative Pädagogik

Die nächste Ansprache hielt Schulrätin Claudia Scherer. Auch sie lobte die tolle Theateraufführung. Sie selbst habe den Werdegang von Angelika Müller-Zastrau leider nur kurz begleiten dürfen, da sie noch nicht lange als zuständige Schulrätin tätig sei. Dennoch sei ihr bereits aufgefallen, dass es sich bei der MMGH zwar an sich um eine „ganz normale Schule“ handle. Mit ihrer innovativen Pädagogik habe sie sich aber einen Namen weit über die Grenzen der Stadt hinaus gemacht. Man merke, dass das Team sich an der Erkenntnis orien­tiere, dass sich Kinder völlig unterschiedlich entwickeln und unterschiedliche Lernbedürfnisse haben. Auf diese Bedürfnisse würde man an der MMGH eingehen und jedem Kind den zeitlichen Raum geben, den es benötigt. Der ganzen Schulgemeinschaft sei anzumerken, dass der Leitspruch von Maria Montessori „Lass mir Zeit“ gelebt werde.

Zum Schluss ihrer Rede umriss Scherer noch kurz den Werdegang von Müller-Zastrau, die nach ihrem Studium an der PH Ludwigsburg und ihrem bereits 1985 erlangten Montessori-Diplom ab 1991 an zwei Schulen im Stuttgarter Norden ihren Vorbereitungsdienst absolvierte. Parallel dazu war sie an der PH Ludwigsburg auch als Ausbilderin tätig. 1997 übernahm sie dann die Leitung der nMaria Montessori Grundschule Hausen und sorgte dafür, dass es eine Schule wurde, an der sich die Kinder zu Hause fühlen.

Daniela Feindor, die Elternbeiratsvorsitzende der MMGH lobte das vielseitige Engagement der Rektorin. Durch die vielen von ihr geschlossenen Kooperationen, auch weit über die Stadtgrenzen hinaus, habe Müller-Zastrau der Schule zu ihrem heutigen Ansehen verholfen. Dabei sei konsequent das Wohl der Kinder das vorrangige Ziel gewesen. Bei allen Vorhaben habe die Rektorin weit mehr geleistet, als die Stellenbeschreibung oder Sollstundenzahl dies vorgegeben hätten. Dafür, so Feindor, möchten sich 25 Generationen Elternschaft mit ihren Kindern vielmals bedanken und ihr alles Gute für den Ruhestand wünschen. Zum Abschluss konnte Feindor sowohl die Bezirksvorsteherin als auch Schulhund Ben beruhigen. Das Abschiedspräsent des Elternbeirats enthielt nämlich auch ein extragroßes Päckchen Leckerlis für Ben.

Julia Pappas, die Vorsitzende des Fördervereins zeigte sich tief beeindruckt von der Seele der Schule. Das Montessori-Konzept gebe jedem Kind die Chance, sich in seiner Individualität zu entfalten und zu entwickeln. Dafür benötige es eine engagierte Schulleitung, die die MMGH in Form ihrer Superrektorin zum Glück gehabt hätte. Auch Pappas betonte, dass die Rektorin das Wohl der Kinder stets in den Vordergrund gestellt habe. Doch nicht nur für die Schule habe sich Angelika Müller-Zastrau jederzeit eingesetzt. Auch für den Förderverein sei sie immer wieder die treibende Kraft gewesen und habe ihn des Öfteren vor der Auflösung bewahrt. Dafür gebühre ihr großer Dank, da gerade im Neubau viele Ideen nur durch Mittel des Fördervereins hätten realisiert werden können.

Sabri Sakalli von der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft (stjg) war im Einführungsjahr der Ganztagsschule der zuständige Fachbereichsleiter. Er erinnerte sich, dass er sich beim ersten geplanten Besprechungstermin im Datum geirrt hatte und somit eine Woche zu früh in der Schule erschienen war. Müller-Zastrau habe dies aber pragmatisch gelöst und ihn mit in die Klasse genommen, die sie unterrichten musste. Für ihn sei es die schönste Schulstunde seines Lebens gewesen. Er sei von Müller-Zastrau so beeindruckt gewesen, dass er alle weiteren Termine mit ihr morgens einplante, da ihn die Treffen für den ganzen Tag inspiriert und beflügelt hätten. Er schilderte sie als eine Pädagogin mit Esprit, für die ihre Schüler stets im Vordergrund standen.

Im Anschluss an Sakallis Rede ergingen die Segenswünsche der christlichen, islamischen jüdischen Religionsvertreter an alle Anwesenden.

Anekdoten preisgegeben

Zum Abschluss der Abschiedsfeier trat die „Superrektorin“ Angelika Müller-Zastrau selbst auf die Bühne. Sie versprach sich kurz zu halten, wolle aber doch einige Anekdoten preisgeben. Als erstes verriet sie dem Publikum, dass sie, vor ihrer Schullaufbahn, bereits einen anderen Beruf erlernt und ausgeübt hätte, nämlich den der Optikerin. Sie sei froh, dass sie bald umgesattelt habe, da der Ausspruch „Kinder betet, Angelika lötet“ nicht ohne Grund entstanden sei. Sehr froh sei

sie, dass sich ihr größter Wunsch für den heutigen Tag erfüllt hätte, dass auch ihre 94-jährige Mutter der Feier beiwohnen konnte. Dies sei keine Selbstverständlichkeit und sie sei sehr dankbar dafür. Ihre eigene Mutterrolle sprach Müller-Zastrau auch an. Diese sei bedingt durch ihr großes Engagement an der Schule, nicht immer einfach gewesen. Ihre Töchter würden deshalb das Adjektiv „super“ nicht unterschreiben, stattdessen hätten sie, augenzwinkernd, bekundet, „dass der Hund sie erzogen hätte“. „Erziehung“ und „Eltern“ waren auch die Schlagworte, die Angelika Müller-Zastrau zu Beginn ihrer Tätigkeit an der MMGH zu einer ungewöhnlichen Problemlösung veranlassten. Ihr war prophezeit worden, dass sie damit rechnen müsse, dass es Eltern gebe, die nicht zu den Elterngesprächen in die Schule kommen würden. Ihre Reaktion darauf war: „Dann mach ich halt Hausbesuche“. Rückblickend seien es schöne Jahre gewesen, sie habe tolle Schüler und Lehrkräfte gehabt, von Beginn an habe das angrenzende Jugendhaus, insbesondere Volker Rösch, sie sehr unterstützt und sie freue sich, dass die Schule nun endlich den dringend benötigten Neubau erhalte. Abschließend bedankte sich Angelika Müller-Zastrau bei allen Anwesenden für ihr Kommen, beim Bezirksbeirat Weilimdorf für die gute und konstruktive Zusammenarbeit und bei den Architekten für Umsetzung der von ihr und den Kindern geäußerten Wünsche für den Neubau.

In und um Weilimdorf vom 5.8.2022

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